Das Tierschutzhaus wird jetzt im Frühjahr mit Anfragen zu Jungvögeln, die aus dem Nest gefallen sind, überhäuft, vielfach werden die kleinen „Federbällchen“ direkt dort abgegeben.
Doch für die Jungen ist dies wenig hilfreich,
sie überleben kaum.
Oft verlassen die Jungvögel ihr Nest sehr
früh, bevor sie überhaupt richtig fliegen können. Bekannt ist dies insbesondere
bei Amseln und anderen Drosseln und geschieht vor allem dann, wenn es im Nest
zu eng wird. Die Jungen hüpfen heraus und flattern oft ungeschickt herum. Sie
wirken auf den ersten Blick hilflos und verlassen. Meist sind sie aber weder
verletzt noch aus dem Nest gefallen. Vielmehr halten sich die Eltern in der
Nähe auf und warten, bis wir als Störenfriede wieder weg sind, um das Junge
weiter zu füttern. Darum soll man Jungvögel unbedingt an ihrem Fundort
belassen.
Nur wenn unmittelbare Gefahr droht, z.B. durch
eine Katze, kann man den jungen Vogel aufheben und in das nächste Gebüsch
setzen. Das Berühren hat im Gegensatz etwa zu einem Rehkitz überhaupt keine
Auswirkungen auf die Altvögel, sie werden die Jungen trotzdem weiter mit
Nahrung versorgen.
Niemals soll ein Jungvogel nach Hause
mitgenommen werden, denn die Chance, dass ein in menschlicher Obhut
aufgezogener Jungvogel nach dessen Freilassung überlebt, ist recht gering. Es
bedarf eines Spezialisten, um den Vogel fachgerecht zu betreuen.
Georg Willi (im Namen des Tierschutzvereins
Liechtenstein und des Liechtensteiner Ornithologischen Verbandes).